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Eigenen Stammbaum herausfinden

Nachfolgend sehen Sie eine kleine Einführung in die Ahnenforschung sowie einen kleinen Exkurs zu den unterschiedlichen Quellen der Recherche.

Familieninterview – Wie alles beginnt

Wer mit der Ahnenforschung anfangen möchte, sollte in erster Linie seine Verwandten befragen. Erzählungen älterer Familienmitglieder können viele Anträge und damit auch viel Zeit und hohe Kosten ersparen.
Bei einer solchen Befragung ist es wichtig, nicht überstürzt zu reagieren und möglichst konkrete Fragen zu stellen. Bei einer direkten Frage bspw. zu den Großeltern der Großeltern kann es durchaus passieren, dass die befragte Person schlichtweg überfordert wirken kann. Die häufigste Antwort wird wohl sein „ich weiß es nicht (mehr)“. Konkrete Fragen wie z.B. „waren sie katholisch oder evangelisch?“ können durchaus zu Antworten führen, die für weitere Recherchen einen wichtigen Stellenwert haben kann.

Viele Menschen wissen nicht oder haben schon vergessen, was bei Ihnen teilweise an Informationsmaterial, Fotos oder gar Originaldokumenten in den Schränken lagert. Eine vergessene Arbeitsbescheinigung oder ein beschriftetes Foto können unter Umständen viele offene Fragen beantworten. Dezente, charmante Hartnäckigkeit kann sich also durchaus auszahlen.

Kirchenbücher und Standesamtregister

Wer sich intensiv mit der Ahnenforschung beschäftigt, wird unweigerlich mit Originaldokumenten zu tun haben. Geburten (Taufen), Hochzeiten und Sterbefälle werden seit Jahrhunderten in Kirchenbüchern notiert. Diese Dokumente sind von den jeweiligen Priestern und Pfarrern handschriftlich verfasst. Sie sind nicht nur alterungsbedingt oft in einem sehr schlechten Zustand, sondern auch teilweise aufgrund einer miserablen Handschrift des Verfassers sehr schlecht zu lesen.
Seit 1874 werden personenbezogene Daten in Deutschland durch die neu erschaffenen Standesämter erfasst. Standesamtregister sind oft deutlich einfacher zu lesen und haben erstmals ein einheitliches Erscheinungsbild. Sie werden jedoch bis in die 1930er Jahre weiterhin per Hand vom Standesbeamten ausgefüllt und können daher ebenfalls schwer zu entziffern sein.

Sperrfristen

Die Sperrfristen sind das größte Problem bei den anfänglichen Recherchen. Deshalb ist auch das Familieninterview besonders wichtig. Es gesetzlich geregelt, nach welcher Zeit Urkunden öffentlich gemacht werden können. Geburtsurkunden können in Deutschland ohne Verwandtschaftsnachweis beantragt werden, wenn diese älter als 110 Jahre sind; bei Eheurkunden sind es 80 Jahre, bei Sterbeurkunden 30 Jahre. Informationen zu lebenden Personen sind aus Datenschutzgründen äußerst schwierig. Mit den Sperrfristen soll sichergestellt werden, dass keine Persönlichkeitsrechte verletzt werden.

  • Art der Urkunde
  • Sperrfrist DE
  • Sperrfrist AT
  • Sperrfrist PL
  • Geburtsurkunde
  • 110 Jahre
  • 100 Jahre
  • 100 Jahre
  • Heiratsurkunde
  • 80 Jahre
  • 75 Jahre
  • 80 Jahre
  • Sterbeurkunde
  • 30 Jahre
  • 30 Jahre
  • 30 Jahre

Standesamt I und das Landesarchiv in Berlin

Das Standesamt I ist eine der wichtigsten Anlaufstellen für Urkunden der ehemaligen, deutschen Gebiete, die jedoch noch einer Sperrfrist unterliegen. Damit befinden sich im Standesamt I alle (überlieferten) Personenstandsunterlagen aus den ehemaligen, preußischen Standesämtern, bevor diese nach Ablauf der Sperrfrist ins Landesarchiv übergeben werden. Das große Problem: Die Urkundenlage kann von Standesamt zu Standesamt stark variieren. Einige Jahrgänge sind gar nicht erst vorhanden. Es gibt sogar ganze Standesamts-Bestände, die nicht überliefert worden sind. Die Gründe hierfür bleiben in den meisten Fällen verborgen. Sie werden jedoch mit en Wirren des Krieges und der dramatischen Flucht in den Westen zusammenhängen.
Im Standesamt I und im Landesarchiv können die ersten Register beantragt werden. Man benötigt hier allerdings genauere Informationen (zumindest den Namen und das konkrete Geburtsdatum).

Internationale Archive

Wer intensiv Ahnenforschung betreiben will, darf nicht davor scheuen, internationale Archive zu kontaktieren. Die Wahrscheinlichkeit ist in jeder Familie sehr groß, dass der ein oder andere Familienzweig in ein anderes Land führt.
Größtes Hindernis ist oftmals die sprachliche Barriere (insb. beim Gebrauch von Fachvokabular). Selbst wenn die Anfrage im Archiv erfolgreich gewesen ist, kann das Ergebnis durchaus historisch bedingt eine fremdsprachige Urkunde sein. Alte, handschriftliche Texte sind bereits in der eigenen Sprache schon schwierig zu lesen. Bei einer Fremdsprache oder gar einer völlig unterschiedlichen Schrift (z.B. bei kyrillischen Texten) ist die Resignation anfangs sehr groß. Es gibt jedoch eine Vielzahl von Forschern und Foren, die hierbei Unterstützung geben und bei der Übersetzung einzelner Textpassagen aushelfen können.

Speicherung und Visualisierung der Datenbank

Ab einem gewissen Punkt ist es wichtig, die Datensätze in einer geeigneten Datenbank zu erfassen. Hierfür gibt es zahlreiche Plattformen, die zum Teil kostenpflichtig, teils jedoch auch kostenfrei nutzbar sind. Zu den beliebtesten Anbietern zählen Ancestry, MyHeritage und familysearch. Hierbei handelt es sich um Online-Anbieter, die neben der Abspeicherung und grafischen Darstellung auch Datenbanken zur Forschung enthalten. Bei vielen kleineren Anbietern handelt es sich in der Regel um Software, die ihren Schwerpunkt auf das Erstellen digitaler Stammbäume/Ahnentafeln haben, jedoch selten mit Datenbanken zu Originaldokumenten gekoppelt sind.
Abgespeichert werden die Datensätze der Ahnenforschung oft als sog. GEDCOM-Datei. GEDCOM hat sich in der Genealogie als Standard entwickelt. Über eine GEDCOM-Datei können Datenbanken in kürzester Zeit exportiert und importiert werden. Damit ist der Austausch zwischen unterschiedlichen Programmen aber auch unter den Forschern schneller möglich.

Plattformen für Ahnenforschung

Ancestry dürfte wohl eine der bekanntesten genealogischen Plattformen sein. Sie ist mit allein 500 Mio. deutschsprachigen Dokumenten auch die weltweit größte Plattform für Ahnenforschung. Das Angebot von Ancestry ist kostenpflichtig. Die Mitgliedschaft wird über ein monatliches Abonnement abgerechnet.
Ancestry-Mitglieder haben nicht nur die Möglichkeit, ihre Forschungsergebnisse zu präsentieren. Sie haben auch Zugriff auf eine Vielzahl von Originaldokumenten. Ancestry verfügt über Digitalisate zahlreicher wichtiger Archive (wie z.B. auch aus dem Landesarchiv in Berlin).

MyHeritage ist ebenfalls eine sehr beliebte Plattform für Ahnenforschung. Das Angebot umfasst mehrere Millionen Nutzer-Stammbäume und Milliarden historischer Aufzeichnungen. Ein großer Vorteil von MyHeritage ist die übersichtliche Darstellung und die einfache Suchfunktion. Auch MyHeritage stellt sein Angebot über ein Monats-Abo zur Verfügung. Die kostenfreie Nutzung enthält nur sehr eingeschränkte Funktionen (insbesondere auch was die Forschung betrifft).

Unterlagen zu Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege

Die Deutsche Dienststelle (WASt) des Bundesarchivs gibt personenbezogene Auskünfte zu Beteiligten des Ersten und Zweiten Weltkrieges. Ein Antrag hierbei kann insbesondere erfolgreich sein, wenn der Angehörige als Soldat in einem der Kriege gedient hat. Wer hier einen Antrag stellen möchte, sollte viel Geduld mit sich bringen. Die Bearbeitungszeit kann mehrere Monate in Anspruch nehmen und dennoch erfolglos bleiben.

https://www.dd-wast.de

Das Deutsche Rote Kreuz hat ebenfalls einen Suchdienst installiert, der über Schicksale von Kriegsteilnehmern informieren kann. Eine Anfrage kann erfolgsversprechend sein. Auch hier sollte man nicht mit einer allzu schnellen Antwort rechnen, sodass man mit seiner Anfrage nicht lange zögern sollte.

https://www.drk-suchdienst.de

Eine weitere sehr interessante Quelle ist die Adresse des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. Der Verein wird aus Spenden finanziert und gibt online Auskunft über Kriegsgräber und den dort bestatteten Soldaten.

https://www.volksbund.de

Ahnenpass – der Ariernachweis

Der Ahnenpass kann eine wertvolle, genealogische Quelle sein. In der NS-Diktatur wurde dieser Nachweis der „arischen Herkunft“ eingeführt. Er war bspw. bei der Arbeitssuche gern gesehen und galt als förderlich für die berufliche Karriere. Insbesondere Beamte mussten diesen Nachweis erbringen. Der Ahnenpass bewirkte ein großes Interesse zur Ahnenforschung in den 1930er Jahre. Er ist jedoch stets mit Vorsicht zu genießen. Diese Dokumente verwahren ausschließlich im Privatbesitz. Es gibt in der Regel keine Zweitschriften oder Kopien. Der Ahnenpass hat auch eine zumindest zweifelhafte Bedeutung, da die Ergebnisse der Forschung oftmals nicht genau genug von offizieller Stelle überprüft worden sind. In vielen Fällen ist es auch nicht im Sinne des Antragstellers gewesen, eine „arische“ Herkunft in Frage zu stellen.

Adressbücher, Zeitungsartikel, Einwohnerlisten etc.

Die genealogischen Quellen können sehr vielseitig sein. Auch wenn diese nicht immer direkt zum erhofften Ergebnis führen, so geben sie zumindest Hinweise zu den Spuren der gesuchten Familien. Die Einwohnerliste einer Stadt oder einer Gemeinde kann belegen, wer im gleichen Haus zu einer bestimmten Zeit gelebt hat. Sie kann neue Namen hervorbringen, die man zuvor unter Umständen gar nicht im Fokus seiner Recherchen hatte.

Zeitungsartikel können wichtige Hinweise geben, da sie früher nicht selten auch vollständige Namen und Adressen beinhaltet hatten. Über Zeitungen haben die Menschen häufig versucht, sich nach dem Zweiten Weltkrieg wiederzufinden bzw. in Kontakt zu bleiben. Viele Zeitungen haben ihren Bestand digitalisiert und indexiert, sodass auch eine Volltextsuche ganzer Zeitungsjahrgänge möglich ist. So finden sich häufig Spuren von vermissten oder verstorbenen Personen oder gar Geburtstagsgrüße unter den Anzeigen.